Richard David Precht by Sei du selbst Geschichte der Philosophie 3

Richard David Precht by Sei du selbst Geschichte der Philosophie 3

Autor:Sei du selbst Geschichte der Philosophie 3 [3, Sei du selbst Geschichte der Philosophie]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2019-11-26T11:36:03+00:00


etwas Sinnvolles? In dieser Lage erinnert sich der eine oder andere Philosoph ohne klare Forschungsaufgabe an Christian Hermann Weisse ( 1 80 1-1 866). Der Leipziger Philosophieprofessor hatte bereits 1 84 7 einen Neustart gefordert. Die Frage sei, ob nicht »ein ausdrücklicher Rückblick . . . förderlich, ob nicht in manchen Momenten eine solche Sammlung und - ich habe ein von Kant selbst in sehr ähnlicher Beziehung einmal ausgesprochenes Wort gebraucht - Orientierung, vielleicht sogar eine nothwendige Bedingung des weiteren wissenschaftlichen Fortschritts sein könne. Meine Meinung geht dahin, daß gerade jetzt ein solcher Augenblick in der Entwicklung deutscher Philosophie eingetreten ist. «171 Genau diesen orientierenden Rückgriff leistet Weisses Schüler Latze mit seiner Unterscheidung der faktischen Welt des Seins und der logischen Welt des Bewusstseins, durch die uns diese faktische Welt gegeben ist. Dass man Tatsachen und deren » Geltung« voneinander trennen muss, wäre keinem Materialisten eingefallen. Und auch nicht, dass naturwissenschaftliche Erkenntnis »Construction « ist, statt objektiver Tatsachenbeschreibung.

Mit dabei ist der Philosoph und Theologe Eduard Zeller ( 1 8 14-1 908). In seiner Antrittsvorlesung in Heidelberg Ueber Aufgabe und Bedeutung der Erkenntnis-Theorie fordert er 1 862

nichts anderes als Fischer: Die Philosophie solle in erster Linie Erkenntnistheorie sein; eine Wissenschaft, die die Geltungsbereiche der anderen Wissenschaften absteckt und philosophisch fundiert. Und was böte sich hier Besseres an, als wieder von Kant auszugehen? Seine Schüler feiern Zeller als Vater des Begriffs »Erkenntnistheorie«, ohne zu wissen, dass Beneke ihn bereits drei

ßig Jahre zuvor gebraucht hat. Immerhin gelingt es Anfang der 1 860er-Jahre, damit Aufsehen zu erregen. Der Hegelianer Michelet nimmt Zeller seinen Wechsel von Hegel zu Kant so übel, dass er ihn als »Neokantianer« beschimpft - der später allgemein übernommene Name der neuen Denkrichtung. Doch auch Zeller setzt sein Programm nicht um. Einen Namen macht er sich als 307



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